| Veranstaltung: | LDK-Wolfsburg-2025 |
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| Tagesordnungspunkt: | 8. Weitere Anträge |
| Antragsteller*in: | Landesvorstand Grüne Jugend (dort beschlossen am: 26.10.2025) |
| Status: | Eingereicht |
| Eingereicht: | 26.10.2025, 23:09 |
WA26: Nicht zurück ins Gestern – gegen Wehrpflicht und Dienstpflicht
Titel
Antragstext
Der Landesverband Bündnis90/DIE GRÜNEN Niedersachsen positioniert sich gegen die
Wiedereinführung einer Wehrpflicht sowie gegen die Einführung einer allgemeinen
Dienstpflicht.
In der öffentlichen Debatte um die Wehrpflicht wird oft angeführt, dass die
Diskussion über die Köpfe von jungen Menschen hinweg geführt wird. Dabei werden
Jugendliche und junge Erwachsene regelmäßig dazu befragt, ob sie die
Wiedereinführung einer Wehrpflicht begrüßen würden. Diese Befragungen haben
allesamt ein klares Ergebnis: Eine Wehrpflicht wird von denjenigen, die sie am
Ende ableisten müssen, mehrheitlich abgelehnt. Mehr als 60% der unter 30-
Jährigen geben in Umfragen regelmäßig an, eine Wehrpflicht abzulehnen. Laut
einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie würde eine Mehrheit der 16-25-
Jährigen den Dienst an der Waffe sogar verweigern.
Junge Menschen haben in den letzten Jahren bereits viel Last und Veranstwortung
tragen müssen. Während der Corona-Pandemie haben sich junge Menschen
zurückgenommen und haben wichtige Erfahrungen ihrer Jugend verpasst. Sie sind in
Schule, Ausbildung, Studium und leiden besonders stark unter den gestiegenen
Preisen und hohen Mieten. Sie werden die schlimmsten Folgen der Klimakrise
erleben, die sie nie verursacht haben. Als Grüne haben wir einen besonderen
Anspruch die junge Generation in ihren Interessen zu vertreten. Da passt es
nicht zusammen, darüber zu diskutieren, wie wir ihnen noch mehr Belastungen
aufbürden können.
Auch die Diskussion über die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht ist
keine Alternative um die Interessen junger Menschen zu wahren. Statt einen
verpflichtenden Wehrdienst, soll es jungen Menschen freigestellt werden, ob sie
ein Jahr bei der Bundeswehr oder aber beim Katastrophenschutz, in der Pflege
oder KiTa und je nach Modell auch in anderen Bereichen arbeiten. Die Möglichkeit
den eigenen Lebensweg selbst zu bestimmen ist ein hohes Gut. Eine Dienstpflicht
steht dieser Möglichkeit einer freien Entfaltung junger Menschen im Wege.
Auch den Plan, mithilfe einer Dienstpflicht unbesetzte Arbeitsplätze im sozialen
Bereich zu kompensieren, lehnen wir ab. Junge Menschen haben mehr verdient als
schlecht bezahlt die politischen Verfehlungen z.B. in der Pflege personell
aufzufangen. Und auch die Menschen, die in der Pflege arbeiten, haben bessere
Arbeitsbedingungen verdient um dem Personalmangel in ihrem Bereich zu begegnen
anstatt jährlich neue unmotivierte junge Menschen, die vielleicht lieber etwas
ganz anderes machen wollen.
Viele Jugendliche übernehmen heute schon Verantwortung für unsere Gesellschaft –
bei der Feuerwehr, in politischen Organisationen oder auch bei der Pflege von
Angehörigen. Sie zeigen millionenfach in Deutschland, dass es auch unter jungen
Menschen nach wie vor eine hohe Bereitschaft gibt Verantwortung für ihr Umfeld
und darüber hinaus zu übernehmen. Doch gerade für diejenigen, die neben der noch
Care-Arbeit leisten müssen, kann ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr eine
unglaubliche Mehrbelastung darstellen. Diese Care-Arbeit wird allzu oft schlecht
oder gar nicht bezahlt, ist wenig sichtbar und wird besonders oft von FLINTA*-
Personen geleistet. Für diese Menschen kann eine Dienstpflicht eine nicht
zumutbare Arbeitslast darstellen.
Eine Wehr- oder Dienstpflicht wird von denen, die sie leisten sollen, abgelehnt;
belastet junge Menschen noch weiter und und ob die Bedarfe der Bundeswehr damit
gelöst werden, ist fraglich. Daher lehnen wir die Wiedereinführung einer
Wehrpflicht oder die Einführung einer Dienstpflicht ab.
Begründung
erfolgt mündlich